Die Gemeinde Kaufering hat schon vor vielen Jahren damit begonnen, auf Nachhaltigkeit zu setzen und zwar auf breiter Front.
Nachhaltige Versorgung des Heizkraftwerkes Markt Kaufering
Anpassung an zukünftige Klimabedingungen
Seit gut einem Jahr wird in Kaufering ein Großteil der Energieversorgung durch ein Biomasseheizkraftwerk (6 MW Wärme + 0,9 MW Strom) abgedeckt.
Die Biomasselieferung soll langfristig durch die Selbsthilfeeinrichtungen Baldbesitzervereinigung und Maschinenring Landsberg abgedeckt werden. Damit der Rohstoff möglichst nah erzeugt und angeliefert werden kann (weniger als 15 km) sind 1/3 durch Energiewälder vorgesehen.
Da im nördlichen Landkreis Landsberg nur geringe Waldanteile vorhanden sind und massive Waldflächenverluste durch Rodungen (Staustufen, Gewerbe, Straßen) vorgenommen werden und weitere erwartet werden, ist ein Gegensteuern notwendig. Der Klimawandel bringt gravierende Verschlechterungen für instabile fichtenreiche Wälder und die Erzeugung von erneuerbarer Energie durch Biomasse wird relativ gering bleiben, deshalb kommen den Leistungen des Waldes zum Schutz von Klima-Boden-Wasser entscheidende Bedeutungen zu.
Die Waldmehrung (Energiewald, Niederwald, Mittelwald) soll vor allem zum Erhalt der Lebensqualität beitragen.
Die Energiewälder können daher schwerpunktmäßig eingesetzt werden, um:
1. die Trinkwasserqualität zu verbessern,
2. den natürlichen Hochwasserschutz zu stärken,
3. den Klima- und Gesundheitsschutz aufzuwerten,
4. humus- und regenwurmreiche Böden wiederherzustellen,
5. nachhaltig hohe Biomasseproduktion zu sichern.
1. Trinkwasser
Kaufering war der erste Wasserversorger in Deutschland, der für hochwertiges Trinkwasser ein Entschädigungssystem für Wald (2002) und für Energiewald (2008) angeboten hat. Die nächsten 3 Jahre läuft ein Forschungsvorhaben, um die gesellschaftlichen Leistungen des Energiewaldes zu messen.
2. Natürlicher Hochwasserschutz
Energiewald ist nicht nur in der Lage, den Boden maximal zu durchwurzeln, sondern kann auch Überflutungen bis 2,5 m problemlos verkraften.
3. Klima- und Gesundheit
Westlich und südlich unserer Siedlungen können Energiewälder relativ ortsnah angepflanzt werden und damit das Klima verbessern und den Feinstaub in der Atmosphäre vermindern.
4. Humus- und regenwurmreiche Böden
Die entscheidende Voraussetzung, um hochwertiges Trinkwasser zu speichern, zu produzieren und das Stickstoffproblem (Nitrat + Lachgas) zu lösen, sind Böden, die einen hohen Humusanteil und maximale, dauerhafte Durchwurzelung aufweisen.
5. Hohe Biomasseproduktion
Da sich beim Energiewald erst im dritten Jahr erhebliche Zuwächse einstellen, wird in Kaufering erst nach frühestens 8 Jahren zum 1. Mal geerntet. Dabei wird mit 12-15 to/JU/ha ein hoher Zuwachs erzielt.
Da die Leistungen (Klima, Feinstaub, Rohstoff et5c.) mit Höhe und Stärke des Energiewaldes zunehmen, ist eine noch kürzere Umtriebszeit nicht sinnvoll.
Ausblick und Umsetzung
Unsere derzeit größten Probleme sind der zur Zeit noch zu geringe Deckungsbetrag und die unzureichenden Rahmenbedingungen für nachhaltige Biomasseproduktion. Solange die lebenswichtigen Leistungen Klima, Boden, Wasser, Feinstaub nicht monetär erfassbar sind und erst nach 8 Jahren der erste Ertrag realisiert wird, hat zukunftsfähige Anpassung keine wirtschaftliche Chance.
Schade, unsere Kinder würden diese Leistungen dringend brauchen!
Ludwig Pertl
Dipl.Forsting. (FH)